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Der Ostersondag ist eine gute Gelegenheit, das Entscheidende am christlichen Glauben auf den Punkt zu bringen. Und genau darum soll es gehen. Ich werde zunächst drei auffallende Merkmale des christlichen Glaubens hervorheben, die alle mit diesem entscheidenden Punkt zu tun haben. Und nach diesem Annäherungsprozess werde ich dann auf den entscheidenden Punkt selbst zu sprechen kommen. Ein erstes auffallendes Merkmal am christlichen Glauben ist die starke Konzentration

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auf einen einzigen Menschen, auf Jesus aus Nazareth, der auch der Christus genannt wird. Und von diesem Namen Christus bezeichnet man ja unseren Glauben als christlich und nennen wir uns selbst Christen. Man kann die starke Konzentration auf einen einzigen Menschen besonders gut deutlich machen an der Redeweise Glauben an. Wir Christen sagen ja, wir glauben an Jesus Christus. Diese Redeweise ist in den anderen beiden monotheistischen Weltreligionen undenkbar. Juden glauben an Gott und sonst an niemand. Muslime glauben an Gott und sonst an

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niemand. Wir Christen sagen auch, wir glauben an Gott und sonst an niemand. Wir sind genauso monotheistisch wie Juden und Muslime und doch sagen wir Christen, wir glauben an Jesus Christus. Das ist sehr auffallend. Kein Jude glaubt an Abraham oder an Moses oder an David. Das wäre der Ehre nun doch zu viel. Und kein Muslime glaubt an Mohammed. Das wäre der Ehre nun doch zu viel. Also in den beiden anderen monotheistischen Weltreligionen wird die Redeweise Glauben an ausschließlich Gott vorbehalten und darf auf niemand anders angewendet werden. Wir Christen

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sagen auch, Jesus Christus ist für uns kein zweiter Gott. Er ist auch keine Konkurrenz für Gott, sondern es geht für uns Christen darum, dass wir durch und in Jesus Christus zu Gott finden. Man kann die starke Konzentration auf Jesus Christus auch an den großen Festen der Christenheit deutlich machen. Alle großen grundlegenden Feste der Christenheit sind Jesusfeste. An Weihnachten feiern wir seine Geburt, an Karfreitag bedenken wir seinen Tod und an Ostern feiern wir seine

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Auferweckung von den Toten durch Gott. Es gibt zwar noch das Pfingstfest, aber das Pfingstfest hat nicht mehr diesen grundlegenden Charakter, denn ohne Weihnachten, Karfreitag und Ostern gäbe es auch kein Pfingstfest. Im Judentum und im Islam gibt es keine Abraham-Feste oder Mose-Feste oder David-Feste oder Mohammed-Feste. Also auch hier liegt eine Auffälligkeit vor. Und wir können die starke Konzentration auf einen einzigen Menschen auch auf folgende Weise zum Ausdruck bringen. Im christlichen Glauben geht es entscheidend nicht um Moral, nicht um

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eine Weltanschauung, nicht um ein bestimmtes Programm oder um einen bestimmten Lebensstil, so wichtig auch diese Dinge sein mögen, sondern es geht entscheidend um einen einzigen Menschen, der vor 2000 Jahren in Palästina gelebt hat. Und es geht darum, dass wir diesen Menschen besser kennenlernen, ihm vertrauen lernen und durch ihn und in ihm zu Gott finden. Darum geht es im christlichen Glauben. Ist uns einmal diese starke, ungewöhnliche Konzentration auf einen einzigen Menschen bewusst geworden, dann stellt sich die Frage, wie kommt es zu dieser Konzentration? Was ist der Grund? Und wenn wir dieser Frage nachgehen, dann kommen wir zu

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dem zweiten auffallenden Merkmal des christlichen Glaubens. Es fällt nämlich auf, dass die Chancen dafür, dass der christliche Glaube sich auf diesen einen Menschen so konzentriert, dass die Chancen dafür ausgesprochen gering waren. Ausgesprochen gering. Inwiefern? Jesus hatte keine privilegierten Eltern, er entstand nicht der Oberschicht, sein Vater war ein Bauhandwerker, wie er selber dann später auch. Jesus kam vom Bau. Jesus wuchs auch nicht in einer bedeutenden Stadt auf, sondern in einem kleinen Kuhnest, genannt Nazareth. Wo kommst du her? Aus Berlin? Aha. Aus München? Aha. Aus

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Strümpfelbach? Ja, wo liegt denn das? Also er kam aus Nazareth. Wo liegt denn das? Nazareth hatte 200 bis 400 Einwohner. Nazareth hatte keinen Markt, hatte keine öffentlichen Gebäude, hatte keine gepflasterten Straßen, ja und selbstverständlich keine Stadtmauer. Nazareth lag auch an gar keiner Straße. Wenn man Nazareth erreichen wollte, musste man querfeldein gehen. Und über 90 Prozent des Lebens von Jesus aus Nazareth wissen wir überhaupt nichts. Wie hat er als Kind gelebt, als Jugendlicher,

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als junger Erwachsener? Wir wissen es nicht. Es gibt eine einzige Erzählung über eine Begebenheit des Zwölfjährigen, aber auch diese Erzählung steht nur in einem der vier Evangelien, in den anderen drei steht sie gar nicht. Warum haben wir über 90 Prozent seines Lebens keinerlei Nachrichten? Ja, er wird wohl völlig unauffällig gelebt haben. Erst über die letzten zwei, drei Jahre seines Lebens haben wir schriftliche Überlieferungen. Warum? Weil Jesus nur zwei bis drei Jahre öffentlich aktiv war. Buddha war 40 Jahre öffentlich aktiv. Konfuzius war 50 Jahre öffentlich aktiv. Mohamed

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war 27 Jahre öffentlich aktiv. Und auch Mose nach biblischer Darstellung war mehrere Jahrzehnte öffentlich aktiv. Jesus nur zwei bis drei Jahre. Er hatte nie Geld, er hatte kein Amt, er hat keine Organisation gegründet. Er selber hat uns nichts Schriftliches hinterlassen, nicht mal einen einzigen Satz. Er hat nicht mal einen Brief geschrieben. Und dann noch, jetzt kommt das Wichtigste noch drauf. Er starb früh und zwar einen unehrenhaften Tod. Der frühe Tod gilt in

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der gesamten Antike, in allen Kulturen, in allen Religionen als Strafe der Götter. Jesus hat ja nicht einmal die Weisheit des Alters kennengelernt. Er kann gar keinen vollständigen Lebenslauf vorweisen, nur einen abgebrochenen. Jesus wurde von der damals führenden Weltmacht, dem Imperium Romanum, vertreten durch Pontius Pilatus als Verbrecher, als Aufrührer, hingerichtet. Zuerst gefoltert und dann gekreuzigt. Die Kreuzigung galt damals als die schlimmste Todesart überhaupt, denn in der Kreuzigung stirbt man sehr langsam. Man ist den Blicken der Gaffer ausgesetzt und man

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kann sich nicht einmal zum Tod hinlegen. Man stirbt heimatlos in der Luft. Im Judentum gab es viele Märtyrer und das Judentum gedenkt in großer Achtung diesen zahlreichen Märtyrern. Aber kein einziger Märtyrer wurde gekreuzigt. Wer gekreuzigt wird, kann kein Märtyrer sein. Und nach römisch- griechischen Maßstäben betrifft die Religion ja das Gute, Wahre und Schöne. Dass eine Kreuzigung etwas mit Religion zu tun hat, darf ich euch sagen, auf den Gedanken ist bis dort in keiner gekommen. Für Griechen und Römer ist es eine Geschmacksverirrung. In der römischen Schickeria

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redet man möglichst nicht von so was Schmutzigen. Es könnte ja einer der Damen übel werden und sie muss kotzen. Aber auch allgemein war man der Überzeugung, niemand stirbt so gottverlassen wie ein Gekreuzigter. Für Buddha, für Konfuzius und für Mohammed war der Tod die Vollendung ihres Lebens. Aber für die Jesus-Anhänger war sein Tod eine Katastrophe. Sie sind abgehauen aus Angst, dass sie vielleicht selber gefasst werden. Jesus starb nicht im Kreis seiner Anhänger wie Konfuzius, Buddha und Mohammed, sondern Jesus starb einsam und im Stich gelassen. Das sind wirklich keine

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guten Aussichten für eine starke Konzentration auf diesen jungen Mann, der so kurz gelebt hat und so fürchterlich gestorben ist. Ja, aber jetzt kommen wir zur dritten Auffälligkeit am christlichen Glauben. Fragen wir uns einmal, was ist aus diesem Mann geworden bis heute? Ich meine jetzt seine Wirkungsgeschichte. Über keinen Menschen der Weltgeschichte sind auch nur annähernd so viele Bücher geschrieben worden wie über diesen Mann. Vergleichen wir sie mal mit den Büchern, die über

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Alexander den Großen, über Platon, über Aristoteles, über Mozart, über Einstein, über Bismarck, über Adenauer geschrieben worden sind. Dann handelt es sich bei allen anderen um winzige Bruchteile eines einzigen Promille im Vergleich. Also der Abstand ist riesengroß. Keine Worte eines Menschen sind so intensiv wissenschaftlich erforscht worden wie die Worte, die seine Schüler über ihn überliefert haben. Tausend Doktorarbeiten und viel mehr. Auch heute noch erscheint jedes Jahr über diesen Mann hunderte von Büchern in allen Kultursprachen. Es erscheinen tausende von

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Fachartikeln und Zeitschriftenartikeln über diesen Mann. Aber über diesen Mann wurden nicht nur mit großem Abstand die meisten Bücher geschrieben, sondern – und jetzt gehe ich auf eine ganz andere Ebene der Wirkung – auch die meisten Gedichte verfasst. Wie viele Gedichte über Aristoteles oder Einstein oder Adenauer. Aber über diesen Mann wurden nicht nur mit riesigem Abstand die meisten Gedichte verfasst, sondern – jetzt betrete ich noch einmal eine andere Ebene der Wirkung – mit riesigem Abstand die meisten Lieder gedichtet und die meisten Lieder gesungen. Wie viele Lieder über Platon oder Napoleon oder Bismarck. Aber über diesen Mann wurden auch mit riesigem Abstand die meisten Gebäude errichtet.

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Zur Erinnerung und Verehrung. Sie haben oft obendrauf ein Kreuz oder im Innenraum ein Kreuz, damit kein Zweifel aufkommen kann, wem diese Gebäude gewidmet sind. Und nach diesem Mann richtet sich unsere gesamte Zeitrechnung. Dass du und ich heute im Jahr 2022 leben, hat einen einzigen Grund. Dieser Mann. Jetzt fassen wir mal zusammen. Fassen wir mal die Sachlage zusammen. Keine privilegierten Eltern, kein besonderer Beruf, in einem Kuhnest aufgewachsen,

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über 90 Prozent seines Lebens wissen wir überhaupt nichts. Nur über die zwei, drei letzten Jahre wissen wir überhaupt etwas. Warum? Weil Jesus nur zwei bis drei Jahre öffentlich aktiv war. Buddha war 40 Jahre öffentlich aktiv, 50 Jahre Konfuzius, Mohammed 27 Jahre und auch Mose jahrzehntelang. Aber Jesus nur zwei bis drei Jahre. Kein Geld, kein Amt, keine Organisation, nichts schriftlich hinterlassen. Und dann noch dieser fürchterliche, schändliche Tod. Aber dann die meisten Bücher in der Weltgeschichte, die meisten Gedichte, die meisten Lieder, die meisten Gebäude und die gesamte Zeitrechnung. Du liebe Bundesbürgerin und du lieber Bundesbürger,

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kannst du mir das erklären. Ich meine damit, traust du es dir ernsthaft zu, das zu erklären. Probier's mal. Ich wünsche dir viel Glück. Du wirst's gebrauchen. Nein, ich hätte da eine Gegenthese. Es muss etwas geschehen sein, das diesen irrsinnigen Umschlag erklären kann. Von diesen schlechten Stadtbedingungen, diesen schlechten Karten zu dieser irrsinnigen Wirkungsgeschichte. Wir bewegen uns ja hier auf dem Gebiet der Tatsachen. Ich äussere ja keine einzige Spekulation. Kannst du diese Tatsachenlage erklären? Also, jetzt nähern wir uns wirklich dem

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entscheidenden Punkt des christlichen Glaubens. Diese drei auffallenden Merkmale sind ein Annäherungsprozess, dass uns das besser bewusst wird. Ich will jetzt zum Schluss über diesen einigen entscheidenden Punkt einiges sagen. Einiges zur Glaubwürdigkeit dieses Vorgangs und dann die andere Hälfte über die Bedeutung dieses Vorgangs. Es fällt erstens auf, dass es keine Trauergebräuche gab. Wenn ein Mensch stirbt, dann gilt überall auf der Welt sein Leben als abgeschlossen. Und dann setzen die Trauergebräuche ein. Diese Trauerrieten waren in der Antike noch wichtiger wie heute. Sie waren eine heilige religiöse Verpflichtung. Aber es setzen in der Urchristenheit

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in den Tagen nach seinem Tod keinerlei Trauergebräuche ein. Warum nicht? Ich kenne auch keinen anderen Fall in der Weltgeschichte, in der es so ungefähr vergleichbar zugegangen wäre. Kennen Sie einen Fall? Ja, also das ist merkwürdig. Dann zweitens merkwürdig ist auch die Schlüsselrolle, die die Frauen bei diesen Vorgängen spielen. Es waren nämlich ausgerechnet Frauen und nur Frauen, die am Ostersondag zu dem Grab Jesu aufgebrochen sind. Sie wollten ihn noch nachträglich einbalsamieren,

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wie es bei einer Grablegung normalerweise üblich war. Sie wollten das nachholen. Jesus ist ja relativ rasch vom Kreuz abgenommen worden, weil dann der Schabbat beginnt, dann würde das ganze Land verunreinigt. Und ein vornehmer Jerusalemer, der in ganz Jerusalem bekannt war, hat ihm sein eigenes Privatgrab zur Verfügung gestellt. Dieses Privatgrab war ein Felsengrab, ein Höhlengrab. Man betritt es ebenerdig, man geht einfach hinein. Also Jesus ist nicht beerdigt worden sechs Meter tief und dann Erde drüber. Nein, er lag in einem Höhlengrab. Und da stellt man zunächst eine Steinbank rein, so ist es üblich in diesen vornehmen Gräbern. Und auf diese Steinbank legt man die Leiche. Und wenn dann später andere Familienmitglieder sterben, rückt man noch ein,

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zwei, drei andere Steinbänke daneben und daneben legt man dann die anderen gestorbenen Familienangehörigen. Also in so einem Grab lag Jesus. Und die Frauen waren überrascht, denn so ein Grab wird mit einem großen Holzstein verschlossen. Der Holzstein war weggerollt, sie gingen in das Grab hinein, das Grab war leer, auf der Steinbank lag keine Leiche mehr. Die Frauen rannten raus und wollten es den männlichen Jüngern, die sich versteckt hielten, berichten. Eine Frau blieb noch in der Nähe dieses Grabes, sie sah einen unbekannten Mann, dachte, sei der Gärtner, spricht ihn an und sagt, weißt du, wo sie den Leichnam hingelegt haben? Dann sagt dieser Mann Maria. Und an der Art und Weise, wie er diesen Namen ausspricht, es war Maria aus Magdala, hat sie ihn erkannt und rennt

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ebenfalls zu den Brüdern. Also diese Rolle der Frauen ist äußerst komisch, denn Frauen waren im damaligen Judentum gar nicht als Zeugen anerkannt, die belasteten das Ganze eher. Also das wäre eine sehr ungeschickte Erfindung. Oder muss man behaupten, eine äußerst raffinierte. Aber dass in einer Männergesellschaft solche äußerst raffinierten Frauen nach vorne gebracht werden, das ist ganz unwahrscheinlich. Ja, drittens auch die Rolle der Männer ist auch eine sehr spezielle, eine sehr unrühmliche. Sind erst mal abgehauen und dann, als die Frauen kamen und

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ihnen berichteten, haben sie abgewunken, Weibergeschwätz. Kann man ja nicht ernst nehmen. Sie haben es nicht geglaubt. Sehr unrühmlich. Und diese Rolle blieb in den Erzählungen bestehen. Diese Rolle wurde nicht wegretuschiert. Sehr auffällig. Und bei dieser negativen Reaktion der Männer wird auch klar, niemand hat mit der Auferweckung dieses Mannes, eines Gekreuzigten, hat niemand damit gerechnet. Wie auch im Judentum ist die Auferweckung eines einzelnen Menschen vor der allgemeinen Totenauferweckung am Ende der Zeit überhaupt nicht vorgesehen und dann noch ausgerechnet die Auferweckung eines so schändlich Gestorbenen. Wie sollten denn die Jünger, die ganz

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normal jüdisch sozialisiert waren, auf so eine absurde Vorstellung kommen? Ja, dann müssen wir darauf hinweisen, wie sind sie denn dann überhaupt zum Glauben an die Auferweckung gekommen? Allein durch den Auferstandenen selbst. Denn die Freude, die Gewissheit, die Lebenskraft, die dann in diesen Jüngern war, kann man niemals durch eine theoretische Schlussfolgerung auslösen. Die Osterfreude kann man nicht durch Theorie bewirken, sondern es war der Auferstandene selbst, der ihnen begegnet ist und er musste ihnen mehrfach begegnen, bis er seine eigenen Anhänger dann davon überzeugt hat, dass er wohl auferweckt worden ist. Es hat eine Weile gedauert. Also wie die Auferweckung selber geschah, das weiß niemand. Was in diesem Höhlen Grab sich abgespielt hat, weiß natürlich

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niemand. Im Neuen Testament wird gar nicht der Versuch gemacht, die Auferstehung selber zu beschreiben. Damit würde das Neue Testament eine Grenze überschreiten, die unserer irdischen, menschlichen Wahrnehmung gesetzt ist. Nämlich diese neue Art der Wirklichkeit, diese neue Schöpfung können wir Menschen, die wir in Zeit und Raum leben und die wir der Vergänglichkeit unterliegen, nicht erfassen. Und das merkt man auch dem Neuen Testament ab. Es macht gar nicht den Versuch. Es ward diese Grenze. Ja, man kann noch auf den Rabbi Paulus hinweisen, ein ausgebildeter Rabbiner. Und viele damalige Juden haben ja miterlebt, wie Paulus als Verfolger der Christenheit engagiert tätig war,

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monatelang. Und dann, wie das Neue Testament erzählt, durch eine unvermutete, ungeplante Begegnung mit dem Auferstandenen, die diesen Mann umgekrempelt hat, wird er zu einem der größten Verkündiger des christlichen Glaubens. Das muss man auch erstmal ernsthaft, plausibel erklären. Es gibt immer wieder Menschen, da will ich kurz noch darauf hinweisen, die behaupten einen Scheintod. Auch vor kurzem ein relativ seriöser Historiker hat sich auch dazu hinreißen lassen, diesen Unsinn zu behaupten. Man muss da schon wahnsinnig naiv sein und voreingenommen. Man muss an seine eigenen

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Spekulationen glauben. Denn die Römer waren Profis der Kreuzigung, das waren gelernte Handwerker. Und die wussten um die Gefahr, es könnte mal unter tausend gekreuzigten einer Scheintod sein, das wussten die römischen Folterspezialisten auch. Und sie haben meistens nochmal mit der Lanze richtig reingestochen oder die Knochen zerbrochen mit einer eisernen Keule. Da war nicht mehr viel mit Scheintod. Und dann haben die Römer natürlich gerade bei Idolen, bei Widerstandskämpfern die Gräber sehr gut bewacht. Und stellt euch mal vor, ein scheintoter Jesus, also irgendwelche Jünger haben ihm dann den Leichennamen, den Scheintoten herausgenommen, sozusagen Leichenraub. Und dann müssen sie ihn, wie lang wo, versteckt gehalten haben. Und irgendwann

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ist dann Jesus mal endgültig gestorben, manche meinen ihn Indien, was man alles, das Blaue vom Himmel runter, fantasieren kann. Also das ist mehr ein psychisches Problem. Dass es Männer gibt, die damit gut Kohle verdienen mit diesen Sensationsheulern, ist klar. Man kann da gutes Geld verdienen. Aber bei den Lesern muss man sagen, die glauben alles. Wahnsinnig leichtgläubig, ganz schnell, ganz naiv. Nur das, was in der Bibel steht, da sind sie ganz tief misstrauisch. Ihr Lieben, das ist mehr ein seelsorgerliches Problem, ein psychisches Problem. Wollen wir nicht näher drauf eingehen. Also Gott hat den Toten, Gekreuzigten, den Gefolterten vom Tode auferweckt. Damit hat er das Gerichtsurteil seiner Feinde aufgehoben und für null und nichtig erklärt.

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Er hat dem Gekreuzigten Recht gegeben. Er hat ihn rehabilitiert. Er hat sie auf seine Seite gestellt. Gott hat sich zu ihm bekannt. Und deswegen entsteht im christlichen Glauben eine ganz neue Frage, die es niemals vorher gegeben hat. Nämlich die Frage, wie nahe sind sich jetzt der Gott, der den Gekreuzigten auferweckt hat, ihn zu sich genommen hat in das Leben der Vollendung und der Gekreuzigten. Wie nahe sind sie sich? Ja, da spricht vieles dafür, und das haben die Christen dann auch stark betont, so nahe wie bisher niemand. Und deswegen, ihr Lieben, können wir sagen, wir glauben an Jesus Christus. Der einzige Grund, warum wir das sagen können, ist die Auferweckung

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des Gekreuzigten durch Gott. Denn da hat Gott sich zu ihm bekannt. Er hat sich quasi mit ihm identifiziert. Und deswegen können wir das sagen. Es ist völlig sachgemäß, wenn im Judentum und im Islam diese Redeweise nur ausschließlich für Gott gilt und sonst für niemand. Das ist völlig richtig, völlig sachgemäß. Denn es gibt ja im Judentum und im Islam nicht die Vorstellung einer Auferweckung des Gekreuzigten. Und es ist der einzige Grund, warum man zu dieser ja auch ungeheuren Redeweise kommen kann. Die Auferweckung des Gekreuzigten durch Gott ist auch nicht die Durchbrechung eines Naturgesetzes. Da wird überhaupt kein Naturgesetz durchbrochen. Es handelt sich ja auch gar nicht um die Wiederbelebung einer Leiche, sondern Jesus wechselt

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hinüber in eine ganz andere Art des Existierens, die wir nicht kennen. Und in dieser zweiten Schöpfung, in dieser neuen Welt der Vollendung gelten überhaupt keine Naturgesetze mehr, wie wir sie kennen. Das ist ja was völlig anderes, wie die Durchbrechung eines isolierten Naturgesetzes. Nein, es ist der Wechsel in eine neue Welt der Vollendung, die der Vergänglichkeit und dem Tod überhaupt nicht mehr unterliegt und auch nicht mehr Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Merkmale der ersten Schöpfung, aber nicht der zweiten. Und weil selbst unsere Fantasie hundertprozentig an Zeit und Raum gebunden ist, können wir uns diese neue Wirklichkeit nicht vorstellen und kann man

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sie auch nicht erzählen. Gott sei Dank verzichtet auch das Neue Testament auf den geringsten Versuch. Der Auferstandene, der Auferweckte, man kann beide sagen, aber wenn man Auferstehung sagt, dann muss man sie als Auferweckung durch Gott verstehen. Jesus heißt zum Beispiel öfters im Neuen Testament der Erstgeborene von den Toten. Also hat er sich nicht selber geboren. Er ist Auferwecker, er war ja tot. Gott hat an ihm gehandelt. Gut, also diese Auferweckung durch Gott ist für uns Christen von ausschlaggebender Bedeutung. Denn nur von der Auferweckung des Gekreuzigten her wurde es den Jüngern im Laufe der Zeit möglich, dieses fürchterliche, schmutzige

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Todesgeschehen am Kreuz zu verkraften. Ja, sogar diesem Geschehen einen positiven Sinn abzugewinnen, ist ja ungeheuerlich. Das ist nur möglich durch die Erfahrung der Auferweckung, dass der Auferstandene lebt und mit ihnen gesprochen hat. Gäbe es keine Begegnung mit dem Auferstandenen, wäre die Kreuzigung Jesu ein fürchterliches Scheitern und ganz sicher das Ende der Jesusbewegung. Aber durch die Ostererfahrung kommt es zur Gründung der ersten christlichen Gemeinden. Ohne Ostererfahrung gäbe es keine einzige christliche Gemeinde und auch kein neues Testament. Aber die Auferweckung Jesu hat noch sehr viele Dimensionen. Ich kann sie in einer

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Predigt nur einige wichtige skizzieren. Sie hat auch die Bedeutung, dass das vorherige öffentliche Leben Jesu, diese nur zwei bis drei Jahre, umso wichtiger werden. Denn sein Lebensstil, sein Umgangsstil mit den Armen, den Kranken, den Frauen, den Kindern wird jetzt zum Lebensstil dessen, den Gott als Erstgeborenen von den Toten in seine Vollendung geholt hat. Und damit wird der Lebensstil Jesu für alle Zeiten gültig. Auch die Bergpredigt ist jetzt die Bergpredigt dessen, den Gott als Gekreuzigten vom Tode auferweckt hat und auch seine Gleichnisse und so weiter. Also die Auferweckung Jesu macht nicht sein vorheriges öffentliches Leben unwichtig,

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so dass man nur noch von Auferweckung redet. Nein, das wäre auch ganz schief. Sondern seine Auferweckung macht sein vorheriges öffentliches Auftreten umso wichtiger. Jetzt möchte ich zum Schluss noch einige Sätze sagen zur Bedeutung der Auferweckung für uns, für alle Menschen. In der Auferweckung Jesu wird das Ziel der Weltgeschichte, das Ziel der Welt deutlich. Denn Gott ist nicht nur unser Schöpfer, er ist auch der Vollender. Er führt die ganze Welt auf ein Ziel zu, die neue Schöpfung, die Vollendung, in der es keinen Tod, keine Klage und keine Kindertränen mehr geben wird. Weil seine Gegenwart ist nicht belastend, sondern wir lernen das

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Aufatmen. Ja, also das Ziel wird deutlich. Die Auferweckung Jesu ist ein Versprechen. Der, der Jesus von den Toten auferweckt hat, der hat noch einiges vor. Der ist noch gut für manche Überraschung. Warten wir es ab. Ja, und diese Auferweckung ist für uns Christen das leuchtende Unterpfand dafür, dass Gott stärker ist als der Tod. Stärker ist als Hass, Feindschaft, Brutalität und Rücksichtslosigkeit. Und dass Gott stärker ist wie alles Böse. Nicht der Tod wird das letzte Wort haben, nicht die Brutalität, die Rücksichtslosigkeit, der Hass und nicht das Böse,

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sondern das letzte Wort wird der Schöpfer allen Lebens haben, der die Liebe ist. Die Liebe wird das letzte Wort haben, weil die Auferweckung Jesu in jeder Hinsicht ein positives Ereignis ist. Weil die Auferweckung Jesu in keiner Hinsicht ein negatives Ereignis ist, in keiner Hinsicht. Deswegen spielen Hoffnung und Zuversicht bei uns Christen eine so riesige Rolle. Und die Auferweckung Jesu ist auch das leuchtende Unterpfand, dass Gott auch bei uns nach unserem Tod noch einmal kreativ

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tätig werden wird. Der Schöpfer wird auch an uns, denn Jesus ist der Erstgeborene. Wir sind dann der 6 Milliarden 700 und so oder 1 Millionen, die nächsten halt. Er ist uns vorangegangen. Also wir gehen dem entgegen, dass der Schöpfer allen Lebens auch bei uns, bei unserem Leichnam noch einmal kreativ und schöpferisch eingreifen wird. Deswegen sagt Martin Luther, wenn ich mal sterbe, dann will ich sagen, du lieber Sarg, ihr lieben Würmer, aber ich lege mich in diesen Sarg in der festen Zuversicht, der mal einst die Stimme zu hören, Martin, es ist Zeit zum Aufstehen. Also ihr Lieben, der Ostersondag

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ist eine gute Gelegenheit, das Entscheidende am christlichen Glauben auf den Punkt zu bringen. Copyright WDR 2020

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Die Auferweckung Jesu | 12.5.1

Worthaus Pop-Up – Tübingen: 10. Mai 2022 von Prof. Dr. Siegfried Zimmer

Es war einmal ein armer Handwerker aus einem Kuhdorf, das keiner kennt. Der überredet ein paar andere armselige Leute, mit ihm durch die Gegend zu ziehen, schwingt eine kurze Zeit lang große Reden, bis es der Regierung zu bunt wird – und dann stirbt er, viel zu jung und sehr erbärmlich.
Nichts in Jesu Leben lies erahnen, dass sich zwei Jahrtausende später die ganze Welt um diesen armen Handwerker drehen könnte. Dass selbst Menschen, die nichts mit ihm anfangen können, ihr Leben nach ihm richten. Unsere freien Tage, unser Konsum, selbst die Zeitrechnung auf der ganzen Welt orientiert sich nach diesem Menschen.
Warum?
Siegfried Zimmer erklärt in diesem Vortrag das entscheidende Merkmal des christlichen Glaubens und warum aus allen drei monotheistischen Religionen allein die Christen sagen: Wir glauben an Gott und an diesen Menschen, an Jesus Christus. Für alle Zweifler erläutert Zimmer ausführlich, warum die Auferweckung Jesu – bei aller Unwahrscheinlichkeit – sehr wahrscheinlich ist. Und was für ein Versprechen sie für alle Zweifler, Trauernden und Einsamen dieser Welt mit sich bringt.