Video
Audio Als MP3 herunterladen

Die Bedeutung der alttestamentlichen Prophetie für den christlichen Glauben und die heutige Gesellschaft | 5.3.3

Worthaus 5 – Heidelberg: 23. Mai 2015 von Prof. Dr. Simone Paganini

Wer aus der Geschichte lernen möchte, wird relativ neugierig an die uralten Texte herangehen, die Simone Paganini in diesem Vortrag unter die Lupe nimmt. Aber welche Aktualität haben diese Schriften noch für heute? Haben sie uns noch Wichtiges zu sagen? Und wenn ja: Was? Wer diesen Fragen auf den Grund geht, steht unweigerlich vor einigen Herausforderungen. Denn die Aussagen dieser Texte wurden in ganz konkreten Situationen vor tausenden Jahren gemacht. Ist es da nicht seltsam, diese auch in unserer, ganz anderen Zeit als relevanten Beitrag verwenden zu wollen?
Besonders problematisch ist zudem, dass die prophetischen Aussagen weder einheitlich noch eindeutig sind. Das macht schwer, absolute Lehr- und Glaubensaussagen mit ihnen zu begründen. Simone Paganini wirbt an dieser Stelle dafür, die Texte einer „Aktualisierung“ zu unterziehen. Er weist daraufhin, dass die Sozialkritik der Propheten von der Wirkung lebte, die sie erzielte. Die Botschaften wollten schockieren und haben deshalb oft keine sachliche Sprache benutzt. Es kommt also entscheidend auf die damalige Situationen an, in der diese Worte ihre Wirkung entfaltet haben. Heute werden diese Worte aber heute nur selten dieselben Reaktionen hervorrufen. Also wie sind die prophetischen Texte in unsere Zeit zu übertragen, um ihre ursprünglichen Aussagen erfahrbar zu machen?
Hier macht Paganini zunächst klar, dass wir nicht die ersten Adressaten dieser Texte sind. Und dass es Demut erfordert, sich als heutiger Hörer in die zweite Reihe zu stellen und nicht so zu tun, als wüsste man sofort, was die prophetische Botschaft bedeutet, nur weil man die deutschen Worte versteht. Aber wer mit dieser Grundhaltung startet, der wird Paganinis Einladung verstehen, die Interpretationslinien in den alten Texten zu ergründen und sich vielleicht sogar auf die Reise machen, ihnen bis in unsere Zeit zu folgen.